12.01.2021
07.05.2020
Ich frag mal Oma zu Corona…
Die Osterfeiertage sind vorbei, Muttertag steht vor der Tür, gerade an solchen Tagen wird uns schmerzlich bewusst, dass wir unsere Liebsten in Zeiten von Corona nicht einfach mal so besuchen dürfen. Besonders ältere und alleinlebenden Menschen sind von dieser notwendigen Isolation betroffen. Mehr als zuvor bin ich dankbar dafür, dass wir in einem Haus mit meinen Eltern und meiner Großmutter wohnen. Unsere Oma ist nicht allein und wir können sie mit allem versorgen, was sie so braucht.
Natürlich hat meine Oma noch andere Kinder, Enkel und inzwischen auch einige Urenkel – die wohnen zwar alle in der näheren Umgebung, aber natürlich nicht im selben Haushalt. Ich wollte von meiner Oma wissen, wie sie mit der Corona-Situation umgeht, wie ihre Gedanken und Gefühle in dieser Zeit sind und wie sie mit dem Rest der Familie in Kontakt bleibt. Also haben wir uns nach ihrem Mittagsschläfchen bei ihr in der Küche verabredet und uns nach dem neusten Klatsch und Tratsch von Friends und Familie kurz über Corona und die getroffenen Schutzmaßnahmen unterhalten.
Das Interview
Oma stell dich doch kurz mal vor.
Ich bin Renate, bin 1937 in Kiel geboren und seit meinem 12. Lebensjahr bin ich in Bayern. Ich bin seit 56 verheiratet gewesen, nach 55 Jahren ist mein Mann gestorben. Ich hab 11 Enkelkinder, ganz liebe (Anm. d. R.: hat sie wirklich so gesagt!) und jetzt hab ich auch schon Urenkel, sechs Stück und bin eigentlich eine ganz zufriedene Frau. Aber diese Corona-Schutzmaßnahmen, also ich find das richtig, dass die Leute sich dran halten, mir macht das nichts aus. Ich werde von meinen Jüngeren, die hier im Haus wohnen, mein Sohn, meine Schwiegertochter und Enkelkinder werde ich versorgt. Also brauche ich nicht hinauszugehen.
Hast du Angst, dass du Corona bekommen könntest?
Ich hab keine Angst! Ich werd 83 und hab mein Leben gelebt und weiß, dass alles in Ordnung ist in meiner Familie.
Du hast 11 Enkelkinder, die leben ja nicht alle bei uns im Haus, wie bleibst du im Kontakt mit dem Rest der Familie?
Wir telefonieren täglich, meine Enkelkinder rufen mich an. Es waren auch schon einige mit dem Fahrrad hier und dann haben wir vom Balkon aus in den Garten runter gesprochen.
Was nervt dich am meisten an der Krise?
Naja, dass man halt nicht einfach raus kann. Das finde ich nicht so schön.
Kannst du dich erinnern, dass ihr eine vergleichbare Situation einmal in deiner Jugend hattet?
Nein, kann ich mich nicht erinnern.
Und im Krieg (2. Weltkrieg, Anm. d. R.)?
Im Krieg, ja das war schlimm. Gut es gab schon mal Grippewellen, ne. Aber so schlimm wie dieses Mal, so etwas hab ich noch nicht erlebt. Das die Leute nicht rausgehen dürfen.
Das in diesen Grippewellen viele gestorben sind, hast du das mitbekommen?
Ja, das hab ich mitbekommen. Ich weiß nicht, ob der ein oder andere vielleicht froh war, das er hat gehen dürfen… so stelle ich es mir zumindest vor.
Was würdest du als erstes machen, wenn die Schutzmaßnahmen vorbei sind?
(lacht)
Ja, das ich wieder alleine zum Arzt kann mit dem Bus und nicht immer auf andere angewiesen bin.
Und natürlich, dass du deine Enkel wiedersehen kannst?!
Jaja, dass natürlich auch. (lacht)
Vielen Dank liebe Omi!
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